Oberwiesenthal

Weihnachtlicher geht es nicht mehr!

6 Meter hohe Weihnachtspyramide
6 Meter hohe Weihnachtspyramide

Ich hatte das Glück, ein paar vorweihnachtliche Tage in Oberwiesenthal verbringen zu dürfen. Der kleine Urlaubsort im Erzgebirge in der Nähe der tschechischen Grenze ist mit 914 Meter ü. N. die höchstgelegene Stadt Deutschlands.

 

Hier konnte ich es das erste Mal seit langer Zeit wieder erleben. Dieses unverfälschte Weihnachtsgefühl, das ich schon fast vergessen hatte. Wirklich in jedem Fenster stehen dort die Schwibbögen und zaubern zusammen eine wunderbare Atmosphäre über das kleine Örtchen. Die 1975 erbaute  Weihnachtspyramide im Ortszentrum und der nebenan befindliche Weihnachtsmarkt waren unsere erste Anlaufstätte. Erzgebirgische Klänge, Glühweinstände und wirklich sehr nette und liebevolle Menschen sorgten ziemlich schnell dafür, dass ich mich ausgesprochen wohl und willkommen fühlte.

 

Ich durfte erfahren, was ein Hutzenabend ist und dass man dabei wunderbare Lieder kennenlernt, deren Text ein Badener vielleicht nicht gleich versteht. Dafür hatte ich aber hervorragende Dolmetscher um mich, die  mir gerne immer wieder weiter halfen, wenn ich mit meinem kläglichen Sächsisch an meine Grenzen kam.

 

Am nächsten Tag kamen wir nach einer langen Wanderung durch den teilweise knietiefen Schnee bei der Gaststätte Siebensäure an, die mitten im Wald gelegen, von außen recht unscheinbar wirkte, aber im Innern eine geballte Ladung DDR-Charme bot. Hier kam ich als Vollblutwessie nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ein ausgestopfter Fuchs präsentiert dort traditionelle Kurzgetränke auf einem Holztablett. Hier gab es Hirsche, Wildschweine und viele weitere präparierte Wildtiere. Die einheimischen Gaststättenbesucher unterhielten sich in einer mir kaum bekannten Sprache. Die Speisekarte bot tolle Leckereien, wie Schweinebraten oder Rindergulasch. Und auch hier waren die Leute ausgesprochen nett - auch zu Auswärtigen.  

 

Draußen stand ein Pferdeschlitten, der die fußlahmen und satten Touristen dann wieder durch das Schneegestöber nach Hause bringen konnte. Meine Reisegruppe zog den Fußweg vor und so durfte ich die gerade erst zu mir genommenen Kalorien gleich wieder abarbeiten.

 

 

Glück auf!

Weihnachtsmarkt Annaberg
Weihnachtsmarkt Annaberg

Auch im nahegelegenen Annaberg konnten wir einen wunderschönen Weihnachtsmarkt erleben, der unzählige traditionelle Handwerkskunst bot. Und natürlich tolle Leckereien und verführerischen Glühwein. Das "Wahrzeichen des Erzgebirges", wie der Weihnachtsmarkt oft genannt wird, ist eine gutbesuchte Tradition, die mit der großen Marktpyramide und dem noch größeren Weihnachtsbaum schon von weitem zu sehen ist und mit Adventskonzerten und Mettenspielen für jede Menge Abwechslung sorgt.

 

Überall wurden wir mit dem traditionelle Bergmannsgruß "Glück auf" begrüßt. Egal, ob beim Wandern oder wenn wir in ein Wirtshaus kamen. Ein netter Brauch, der mir die Heimatliebe der Erzgebirgler verdeutlicht. Wieder einmal. Denn hier wird kein Hehl daraus gemacht, dass man stolz auf seine Heimat ist. Und dies - nach meinem Empfinden - auf eine sehr angenehme und nette Art. 

 

Die Erzgebirgler benötigen niemanden, der sich über sie lustig macht. Denn sie können hervorragend über sich selbst schmunzeln. Hier liegt den Leuten das Herz auf der Zunge. Ein Umstand, mit dem vielleicht nicht jeder Tourist so schnell umgehen kann. Aber wer sich anstrengt, lernt es eigentlich ganz schnell.

 

Neben den ganzen Leckereien durfte ich noch die eine oder andere Zugfahrt mit der historischen Dampflok erleben, wo mir dann auch der Weihnachtsmann begegnete. Bei der Frage, ob ich denn auch schön brav gewesen sei, musste ich dann schon den dicken Kloß in meinem Hals herunterschlucken. So sehr ergreifend war die Stimmung in diesem unvergesslichen Kurzurlaub.

 

Die wenigen Tage in dieser herrlichen Umgebung und mit diesen lieben Leuten hat dieses Jahr eine schon fast vergessene Weihnachtsstimmung in mir hervorgerufen. Gerne komme ich bald mal wieder an den Fichtelberg und lass mich von dem wunderbaren Weihnachtsflair verzaubern.

 

Ein paar Fotos von unserem kleinen Abstecher nach Karlovy Vary, oder wie es die Deutschen nennen Karlsbad, könnt Ihr hier sehen.

 

Galerie

 

 

11. Dezember 2022