Toleranz

Offener Brief an das Präsidium des Karlsruher SC

Dieser Brief spiegelt ausschließlich meine Meinung wieder und kann durchaus von der Ansicht Anderer abweichen!

An den 

Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix GmbH & Co. KGaA

z. Hd. des Präsidiums

Adenauerring 17

76131 Karlsruhe

 

 

 

Betrifft: Toleranz und Regenbogenfarben

 

 

Offenburg, 3. November 2021

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Toleranz ist eines der in letzter Zeit oft verwendeten Worte, wenn es darum geht, Weltoffenheit zu propagieren und Diskriminierung zu unterbinden. Auch beim Karlsruher SC hat man es verstanden, Verhaltensmuster aus dunkler Vergangenheit nicht wiederholen zu wollen, sondern sich öffentlich zur Duldsamkeit und  zum Gewähren lassen anderer oder fremder Überzeugungen, Handlungsweisen und Sitten zu bekennen. 

 

Noch vor wenigen Jahren wurde in einer Mitgliederversammlung darüber debattiert, die Fehler aus der NS-Zeit, bei der in der Satzung des KSC verankert war, dass der Einlass für Juden im Stadion verboten sei, zu überarbeiten und dafür zu sorgen, dass sich solche Dinge niemals wieder in die blau-weiße Seele schleichen dürfen! Noch allzu gut kann ich mich an die Ansprache eines Anhängers erinnern, der bei diesem Ordnungspunkt fast in Tränen ausgebrochen ist. 

 

Und so ist es gut, dass der Karlsruher SC nun offen zu seinem Wort steht und alles dafür tun möchte, die Vielfalt unserer Kultur hervorzuheben. "Wir möchten allen Fans eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen und Zugangsbarrieren so gut es geht abbauen".  So steht es auch in der Inklusionserklärung, die vom KSC veröffentlicht wird. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der KSC einen fest installierten Inklusionsbeauftragten angestellt.

 

Zahlreiche Aktionen und langjährige Projekte unterstützen Menschen in Not, Fans gegen Rechtsextremismus, Personen mit Behinderung und Fans anderer Glaubensrichtungen, Einstellungen oder Ansichten. Ein wunderbares Mittel, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass die KSC-Familie offen für alle ist und keine Diskriminierung, Ausgrenzung oder Benachteiligung anderer Menschen - egal aus welchem Grund - zulässt!

 

Auch optisch will der KSC hier ein Zeichen setzten und hat die einst in Vereinsfarben gehaltenen Eckfahnen gegen Regenbogenfahnen ausgetauscht. Auch an anderen Stellen sind die bunten Farben des Regenbogens, die als Zeichen für Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Lebensformen und der Hoffnung und der Sehnsucht gelten, zu sehen. Es wird ein gut sichtbares Zeichen gesetzt, welches eine hohe Wichtigkeit erfährt.

 

Seit dem 31. Oktober 2021 widerspricht sich der Karlsruher SC aber in seinen neuen Vorgaben und Zielen in nicht akzeptabler Weise! Seit dem Heimspiel gegen den SC Paderborn 07 grenzt der Verein Menschen aus, denen aus Gründen, die deren eigene Entscheidung sind, der Einlass in den BBBank-Wildpark verwehrt wird. Wieder werden Fußballanhänger nicht ins Stadion gelassen, weil sie von einem großen Teil der Gesellschaft nicht akzeptiert und anerkannt werden. Nur noch geimpften bzw. genesenen Zuschauern wird erlaubt, den Wildpark zu betreten.

 

Der finanzielle Aspekt dieser Vorgehensweise ist mir ersichtlich.  Doch bin ich mir sicher, dass der Preis einer intoleranten Gesellschaft, die andersdenkende Aussperrt um einiges höher liegt. Gerade im Bezug auf unsere Geschichte! Wobei noch nebenbei zu bemerken ist, dass gerade einmal 1.539 Zuschauer mehr in den Wildpark gekommen sind, als bei der Partie zuvor gegen St. Pauli, bei der auch noch ungeimpfte Fans mit Testnachweis ins Stadion durften.

 

Und so scheint es eine neue Kultur beim KSC zu geben, die sich während der Pandemie in die KSC-Seele geschlichen hat. Auch Rauchern wird nun verwehrt, im Block ihren bisherigen Gewohnheiten nachzukommen. Ein Entschluss, der vormals nur nach Absprache mit den Mitgliedern gefasst worden wäre, wird nun kurzerhand entschieden und ohne die Möglichkeit eines Einwandes mit aller Konsequenz durchgesetzt. Warum hier keine alternativen Lösungsvorschläge, wie etwa der Einrichtung eines Nichtraucherblockes oder ähnliches  gehört wurden, ist sehr befremdlich für mich.

 

Die einsamen Entscheidungen des Vorstandes des Karlsruher Sport Club möchte ich als langjähriges Mitglied nicht ohne Kritik mittragen. Doch sehe ich auch keine Kooperationswilligkeit der Entscheider. Auch dies ist eine Entwicklung, die ich mit Befremden verfolge. Seit meiner Zugehörigkeit zum Verein habe ich schon einige Vorstände gehen sehen, die dachten, sie wären unnahbar. 

 

Es ist mir schon beim Verfassen dieses Schreibens bewusst, dass ich als einzelnes Mitglied Ihre Entscheidungen nicht beeinflussen kann. Doch ich kann nicht umhin mein absolutes Unverständnis darüber auszudrücken. Wie können Sie es verantworten, weiterhin Regenbogeneckfahnen zu verwenden und damit nach außen Toleranz zu demonstrieren und gleichzeitig diesen Weg der Toleranz komplett zu verlassen? Es bestürzt mich,  in welche Richtung der KSC sich zu entwickeln scheint.

 

Mit freundlichen Grüßen

Tatsächlich erhielt ich eine Antwort...

Meine Antwort darauf... 

(nur an dieser Stelle - eine weitere Diskussion erübrigt sich)

 

Sehr geehrter Herr Sigmund-Schultze!

 

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Es war mir von vorne herein bewusst, dass wir auch nach einem Schriftwechsel verschiedener Meinung sein werden. Darum belasse ich es auch, weiter auf Ihre Erklärungen einzugehen.

 

Leider bekam ich keine Antwort auf meine Frage, warum besagte Entscheidungen nicht in den Mitgliederversammlungen abgestimmt wurden, wie es bei solchen Beschlüssen von großer Tragweite bisher stets der Fall gewesen ist. Der terminliche Zeitrahmen hätte gepasst. Doch leider haben Sie sich entschieden, die Meinung der Mitglieder zu ignorieren.

 

Ihren Einwand, geschichtlich unangebrachte Gleichsetzungen und somit Achtlosigkeit gegenüber den Opfern des KZ-Regimes zu verwenden, möchte ich nun aber nicht einfach so im Raum stehen lassen. Es ist mir sehr wohl bekannt, wie prekär dieser Vergleich ist, doch sollten Sie nicht vor lauter Entsetzen darüber vergessen, dass es unsere Aufgabe ist, darauf zu achten, dass sich die dunklen Ereignisse unserer Geschichte nicht wiederholen. Auch wenn der Sinn oder Nutzen ein völlig anderer zu sein scheint, darf niemals vergessen werden, was in unserem Grundgesetz steht: Art3 Absatz 1 "alle Menschen sind vor dem Gesetzt gleich"!

 

Ich hoffe, dass Sie Verständnis dafür haben, wenn ich unter gegebenen Umständen mein Geld für mich behalte und es nicht mehr dem KSC hinterhertrage.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Josef Sommer



 

Abschließend möchte ich zu dieser Thematik hier noch zwei lesenswerte Links aus meiner Website anfügen:

 

https://www.sepp-sei-seit.de/staunesepp/buchenwald/

https://www.sepp-sei-seit.de/staunesepp/stasi/

 

Vielleicht fehlt ja dem einen oder anderen Leser etwas Info über diese und ähnliche Themen...