Enttäuschung

Saison der Vorschriften und Verbote

Zutritt nur mit 3G
Zutritt nur mit 3G

Die KSC-Saison 2021 / 2022 ist für mich geprägt von vielen Enttäuschungen. Zwar läuft es bisher sportlich gesehen gut und der Verein belegt nach neun Spieltagen einen sicheren neunten Platz, aber dies tröstet den langjährigen Fan nicht darüber hinweg, dass Vieles anders geworden ist und damit meine ich nicht besser.

 

Natürlich könnte ich einige dieser Enttäuschungen umgehen, indem ich eine der drei "Gs" erfülle. Aber es gibt auch Entscheidungen um den KSC, die selbst dann nicht nachvollziehbar wären, wenn ich mich dem Druck, der mittlerweile auf besuchswillige Fans ausgeübt wird, beugen würde.

 

Viele Entscheidungen finden ihre Begründung in der weltweiten Corona-Pandemie. Doch in mir erweckt der Anschein, dass diese  Seuche oftmals als Grund vorgeschoben wird, längst gehegte Pläne in die Wirklichkeit umsetzten zu können. So zum Beispiel das Rauchverbot im Stadion, das mich als Nichtraucher eigentlich nicht stören sollte. Mir geht es dabei allerdings um diese neuen Verbote und Gesetze, die ohne Pandemie schlichtweg undenkbar gewesen wären. Vor wenigen Jahren noch hätte sich noch kein Stadiongänger vorschreiben lassen, mit Mundschutz und alkoholfreiem Bier nach allen möglichen privaten Umständen befragt und allerlei Verboten unterworfen, nur dann den Zutritt gewährt zu bekommen, wenn er all diese Regeln befolgt und wildfremden Menschen Einblick in seine Privatsphäre gewährt.

 

Mittlerweile muss ich beim Betreten des Stadions meine Identität und meinen Gesundheitszustand belegen und werde allerlei Verboten unterworfen. Datenschützer hätten vor wenigen Monaten noch lautstark gegen solche Vorgänge protestiert, doch die "Pandemie von nationaler Tragweite" ermöglicht nun viele Gesetzesänderungen, und Verordnungen die selbst das Grundgesetz tangieren!

 

 

Testspiel abgesagt

Abgesagtes Testspiel fast vor der Haustüre
Abgesagtes Testspiel fast vor der Haustüre

 

Im Oktober 21 sollte es dann zu einem Testspiel gegen den französischen Zweitligisten AS Nancy in Kehl am Rhein kommen. Zwar waren die Karten schon verkauft und der Sepp hatte seine Fotoausrüstung bereits gerichtet, doch leider wurde die Begegnung gerade mal zwei Tage vor dem Anpfiff abgesagt.

 

Die offizielle Begründung lautete nun, dass Nancy aufgrund der kurzfristigen Beurlaubung des Trainers, Daniel Stendel, nicht erscheinen wolle und man setzte ein geheimes Testspiel gegen Waldhof Mannheim an, welches dann aber auch wieder kurzfristig aufgrund einer möglichen Corona-Infektion eines Mannheimer Spielers abgesagt wurde. Als Ersatz wurde dann ein Testspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit innerhalb der Mannschaft ausgetragen.

 

Mir persönlich wäre es viel lieber gewesen, wenn man die Fans nicht dermaßen vor den Kopf gestoßen, sondern eine Partie gegen einen ortsansässigen Verein angesetzt hätte. Doch war es laut Kehler FV "in der Kürze der Zeit nicht möglich, einen anderen Testpielgegner zu verpflichten. 

 

Nicht, dass  der KSC jetzt etwas dafür könnte, dass Nancy abgesagt hat und auf die Schnelle kein Ersatz gefunden werden konnte, aber ich kann mich an Zeiten erinnern, an denen solche Vorfälle ausnahmslos dem Präsidium zu Lasten gelegt wurden.

 

Der aktuelle Vorstand kann sich allerhand Neuerungen erlauben, ohne dass die Fans sich großartig darüber aufregen. So werden zum Beispiel noch immer alle Trainingseinheiten ohne Zuschauer abgehalten. Auch hier wird die Pandemie als Begründung vorgeschoben. Weiter erhält der Fußballinteressierte bestimmte Informationen nur noch, wenn er ein Abo für 2,99 € im Monat abschließt, welches sich Drei60 nennt und Höhepunkte der Spiele, Klassiker vom KSC und Neuigkeiten von der Wildparkbaustelle präsentiert. 

 

Ein Sitzplatzticket für 35 €, das Trikot für knapp 100 € und Maskenpflicht auf allen Plätzen verderben dem Fan die Freude am feiern. Dass keine größeren Fahnen mehr geschwenkt werden dürfen scheint ebenso für viele ok zu sein, wie die Tatsache, dass der Support vollständig fehlt.

 

 

Erste Saison seit 40 Jahren ohne Stadionbesuch

Fahnen im Wind
Fahnen im Wind

Da ich bisher einen Stadionbesuch immer mit Freiheit, Emotionen und guter Laune in Verbindung brachte, fällt es schwer, mich unter den gegebenen Umständen den Bergen von Vorschriften und Verboten zu unterwerfen. 

 

Ich habe diesen Verein unterstütz, als er noch gegen den FSV Salmrohr spielte. Beim ersten Abstieg des KSC in die dritte Liga im Jahr 2000 habe ich mir eine Sitzplatzdauerkarte für die Holztribühne gekauft und erlebte dort schrecklich langweilige Spiele. Stets war ich da und ließ mich selbst von den schlimmsten Spielern - spontan fällt mir da Chrisantus,  Stroh-Engel oder Diamantakos ein - nicht davon abbringen, meinen Herzensverein lautstark zu unterstützen. Doch die dauerbeschallte Eventverblödung, die mittlerweile im sogenannten BBBank-Wildpark den vormals aktiven Fan zu einem gesteuerten Konsumenten herunterstuft, entspricht nicht mehr meiner Vorstellung von Fußballfieber, das mich an Spieltagen schon morgens um vier hat aufstehen lassen, um das geeignete Trikot für die Begegnung zu wählen.

 

Diese Saison ist für mich trotz des relativ guten, sportlichen Abschneidens eine große Enttäuschung und wird sicherlich noch lange im Gedächtnis bleiben. 

8. Oktober 2021