Oliver Kreuzer entlassen!

Viele Fans des Karlsruher SC dachten zuerst, es sei ein schlechter Aprilscherz. Doch einen Tag nach dem 1. April 2023 konnte man sich endgültig sicher sein, dass es sich bei dieser Meldung um keinen schlechten Witz handelt, sondern die Entlassung von Oliver Krezuer der Wahrheit entspricht.

 

"Der Beirat des KSC GmbH & Co. KGaA hat nach einer umfangreichen Analyse und unabhängig von der aktuellen sportlichen Situation mehrheitlich eine strategische Neuausrichtung im sportlichen Bereich beschlossen. In diesem Zuge wurde Oliver Kreuzer als Geschäftsführer Sport mit sofortiger Wirkung abberufen."

 

So kann man es auf der Internetseite des KSC auch am 2. April noch nachlesen. Diese Meldung machte schnell in allen Medien seine Runden. Dabei wurde noch im August letzten Jahres der Vertrag mit dem langjährigen Sportdirektor frühzeitig bis 2025 verlängert!

 

"Ich bin schockiert. Die Nachricht hat mich per Mail erreicht, als ich mit Co-Trainer Zlatan Bajramovic gerade auf dem Weg in Richtung Niederlande war, um ein Spiel zu beobachten,"  so Oliver Kreuzer, der offensichtlich von diesem Schritt nichts ahnte.

 

 

Der Nachfolger soll - wenn man den ersten Meldungen glauben kann  - schon in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Dieser wird dann "den Wert des Kaders und die Wahrscheinlichkeit des sportlichen Erfolgs dauerhaft erhöhen", so die Information des KSC auf deren Homepage. Unter anderem wird Ex-Spieler Michael Mutzel als Nachfolger gehandelt, welcher bisher bei Hoffenheim, Greuther Fürth und beim HSV tätig war.

 

Zwei Abstiege in Liga 3 unter Kreuzer

spektakuläre Trainerverpflichtung
spektakuläre Trainerverpflichtung

Kreuzer war von 2011 bis 2013 Geschäftsführer beim KSC, wo er dann von Jens Todt abgelöst wurde. Im Jahr 2016 holte man ihn wieder zurück zur alten Wirkungsstätte. Bis zum 1. April war er als Geschäftsführer Sport tätig. Von 1985 bis 1991 als Abwehrspieler beim KSC eingesetzt, trug er seinen Teil zur damaligen Erfolgsgeschichte des Karlsruher Sport Clubs bei, bis er zum FC Bayern München wechselte, wo er von 1991 bis 1997 insgesamt 150 Spiele absolvierte.

 

Die spektakuläre Verpflichtung des Trainers Mirko Slomka, welcher nach zehn Spielen wieder erfolglos den Verein verlassen musste, war einer der fatalen Irrtürmer in der Ära Kreuzer als Sportdirektor. Die Folge war der Abstieg in Liga drei mit Trainer Tomas Oral. Dieser hatte einen noch schlechteren Punktedurchschnitt (0,75) als Slomka (0,88). 

 

Die erhofften Transfereinnahmen  bei über einhundert Neuzugängen, die Oliver Kreuzer in seiner Amtszeit präsentierte, blieben weitestgehend aus. Es mussten Abfindungen für Vertragsauflösungen von Fehleinkäufen beglichen werden. Stroh-Engel, Möbius, Karaahmet, Amamoo, Aydogan oder Siebeck waren einige, die völlig erfolglos den Verein wieder verließen.

 

Immerhin verfügte Kreuzer über weitreichende Kontakte, die ihm ablösefreie Neuzugänge, wie Philip Heise, Fabian Schleusener oder Philip Hofmann ermöglichten. Paul Nebel, Mikkel Kaufmann und Stephan Ambrosius konnten ausgeliehen werden. Das Geld für einen Festvertrag dieser Spieler ist allerdings nicht vorhanden und so muss damit gerechnet werden, dass die künftige Kaderplanung ohne diese Spieler erfolgen muss.

 

Ohne Geld keine Topspieler

Michael Becker (Geschäftsführer) Günter Pilarsky (Vizepräsident) Holger Siegmund-Sultze (Präsident) Oliver Kreuzer (Sportdirektor) vlnr
Michael Becker (Geschäftsführer) Günter Pilarsky (Vizepräsident) Holger Siegmund-Sultze (Präsident) Oliver Kreuzer (Sportdirektor) vlnr

Michael Becker ist als Geschäftsführer beim KSC für die Generierung von Geldern zuständig. 2020 forcierte er die Planinsolvenz des KSC und sorgte dafür, dass der damalige Präsident Ingo Wellenreuther durch ein unseriöses Angebot zur Aufgabe seines Amtes gezwungen wurde.

 

11,4 Millionen Budget hat der Verein für die laufende Saison veranschlagt. Der HSV 40 Millionen, Hannover 96 über 31 Millionen und Düsseldorf 24 Millionen. Somit befindet sich der KSC auch in diesem Bereich im unteren Tabellenfeld.

 

Die Entlassung Kreuzers wird den Verein voraussichtlich mehr als 600.000 Euro kosten! Geld, das man sicher hätte anders einsetzen können. Doch im Gegenteil soll nun ein externes Unternehmen  mit der Suche nach einem neuen Sportdirektor beauftragt sein. Auch dies wird mit weiteren Kosten verbunden sein. 

 

Es bleibt abzuwarten, was diese Entscheidung dem Verein letztendlich bringen wird. Offensichtlich scheint die aktuelle Lage recht akut zu sein. Anders kann eine solch radikale Vorgehensweise nicht nachvollzogen werden. Oliver Kreuzer war am Samstag noch im Stadion um das Spiel der Profis gegen Eintracht Braunschweig von der Trainerbank aus zu verfolgen! Dort hätte man ein Gespräch suchen und ihn über die Entscheidung informieren können. Präsident Siegmund-Schulze erklärt zwar in einer öffentlichen Entschuldigung des KSC an Herrn Kreuzer, dass der Aufsichtsrat erst nach dem Spiel die Prüfung abgeschlossen habe und daher eine frühzeitige Information Kreuzers nicht erfolgen konnte.

 

Aber vielleicht hatte man ja Angst, dass Herr Kreuzer sich dann gleich an die Medien wendet. Daher zog man es wohl vor, ihn erst später telefonisch zu informieren. Als der Sportdirektor das Gespräch nicht annahm - er war gerade unterwegs, um einen möglichen Transfer in den Niederlanden zu beobachten - schickte man ihm dann eine Mail. Die Begründung, er hätte es nicht aus den Nachrichten erfahren sollen, lässt darauf schließen, dass es intern mit der Geheimhaltung nicht so genau genommen wird.

 

Die Art und Weise, wie die Freistellung von Herrn Kreuzer vonstatten ging, zeugt auf jeden Fall nicht von Professionalität. Schade, dass der Verein wieder einmal völlig unnötig negativ in die Schlagzeilen gerät. Auch hier verspielt man sich die Möglichkeit, neue Sponsoren für sich zu gewinnen. Eher vergrault man sich auf diese Weise die Gunst der Fans und zahlungsfreudigen Freunde.

 

Dies scheint wohl auch der Vorstand zu spüren bekommen zu haben. Denn am 6. April stellte sich Siegmund-Schultze den Fragen der Fans auf einer Onlineplattform, um sich und die Umstände genauer zu erklären.

 

Ich  wünsche Herrn Kreuzer für die Zukunft alles Gute und bedanke mich für die jahrelange Arbeit für den KSC!

 

 

3. bis 6. April 2023