Mitgliederversammlung des Karlsruher SC

Heftige Debatten gab es bei der diesjährigen Mitgliederversammlung

vom Karlsruher SC am Montag, den 22. Oktober. Pünktlich um 18:30 Uhr eröffnete der Präsident des Vereins – Ingo Wellenreuther – die Versammlung. Insgesamt nahmen über 600 Mitglieder aktiv von ihrem Recht Gebrauch, Entscheidungen zu beeinflussen, Fragen zu stellen und Informationen direkt von der Quelle zu erfahren. Und Informationen gab es jede Menge. Auch darüber, dass in manchen Internetforen und auf facebook aber auch in den Tageszeitungen unglaubliche Gerüchte über den Verein und dessen Vorstand geschürt werden. Unter anderem wurde behauptet, dass der KSC kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stünde, was das gesamte Präsidium vehement dementierte. Angriffe auf Sportdirektor Oliver Kreuzer aufgrund der Abwicklung von Spielerverkäufen aus dem Urlaub per Handy wurden genauso moniert, wie die alleinige Präsenz des Präsidenten Ingo Wellenreuther in den Medien. So schreiben zum Beispiel die „Supporters“ in ihrem Flyer für die „Zukunftswerkstatt“ dass „einzelne handelnde Personen sich selbst, anstelle des Vereins in den Mittelpunkt stellen“. „Ich glaube, ich bin im falschen Film!“ ließ diese Vorwürfe Herrn Wellenreuther entfahren. Das Präsidium wäre zur einhelligen Meinung gekommen, dass es richtig sei, dass immer ein und dieselbe Person vor Presse und Medien spräche, um keine unterschiedlichen Interpretationen zuzulassen. Außerdem haben die beiden Vizepräsidenten keinerlei Interesse, vor die Medien zu treten und der Präsident selbst könne sich schöneres vorstellen, als morgens um sechs Uhr im Radio interviewt zu werden und abends um zehn bei Sport im Dritten Rede und Antwort zu stehen. „Die Entwicklung der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Verantwortlichen des Vereins … nur von Jahr zu Jahr planen“ steht weiter in dem Flyer der Supporters, die geführt von Martin Löffler und Marco Fuchs zusammen auch sechs Anträge auf der MGV steten. So zum Beispiel die Rechenschaft der einzelnen Verwaltungsratsmitglieder. Auch wollte Herr Fuchs von den „Supporters“ „Auskunft darüber, wie sich die arbeitsvertragliche Anstellung eines AfD-Parteimitglieds zu den Werten des KSC verhält“. Dieser meinte, es sei nicht tragbar, dass ein AfD-Mitglied beim KSC angestellt sei und der KSC diesen Umstand zu ändern habe, oder zumindest diesen Angestellten zu einem Personalgespräch ins Büro zitieren solle, weil er einer Partei angehört, die Herrn Fuchs und anderen Teilen der „Supporters“ nicht in deren Weltbild passt. Gut, dass Herr Wellenreuther (immerhin ehemaliger Richter des Oberlandesgerichts Karlsruhe) mehrfach betonte, dass unsere Demokratie auch damit zurechtkommen müsse, wenn es eine solche Partei gibt und ein Fußballverein nicht einen Mitarbeiter aufgrund seiner Parteizugehörigkeit arbeitsrechtlich belangen kann. Noch immer leben wir ja in einem freien Land und jeder darf die Partei wählen, die er wählen möchte. Auch wenn es eine Partei voller Idioten ist.

 

Altes - neues Thema - der Kölmel-Vertrag

Auch der Kölmel-Vertrag war – wieder einmal – Thema der MGV. Zwar sollte mittlerweile jedem Mitglied klar sein, worum es sich dabei handelt, doch leider musste das Präsidium diesen Kontrakt mehrmals genauer erläutern, bis auch der letzte Fragesteller informiert und zufriedengestellt war. Damals – im Jahr 2000 - hatte der KSC keine andere Wahl, als auf diesen Vertrag einzugehen. Sonst wäre die Insolvenz des Karlsruher SC nicht mehr abwendbar gewesen! Für die Zahlung von 15 Millionen D-Mark bekam der Millionär Michael Kölmel zugesichert, ohne zeitliche Beschränkung an den Fernsehgeldern beteiligt zu werden. 2010 wurde dann dieser Vertrag neu geregelt und eine Möglichkeit eingearbeitet, wie der KSC aus diesem Vertrag herauskommen kann. Natürlich nicht, ohne Zahlung in Millionenhöhe. Diese Zahlung ist aber nicht als terminierte Verbindlichkeit zu sehen, sondern kann jederzeit getätigt werden… oder auch nicht. Wenn nicht, erhält Herr Kölmel eben weiterhin seine Anteile an den Fernsehgeldern und der Vertrag bleibt fortbestehen. Mehrfach wurde die Unwahrheit verbreitet, dass der KSC bis zum 30.6.2019 diese 7,5 Millionen Euro an Kölmel zurückzuzahlen habe. Ich gehe nicht davon aus, dass diese Unwahrheit aus Unwissenheit verbreitet wurde.

 

Natürlich stehen die Bosse des Karlsruher SC nicht ohne Grund in der Kritik, denn in der Vergangenheit wurden einige Dinge falsch entschieden. Nicht umsonst steht der KSC im zweiten Jahr in Folge nur im Mittelfeld der dritten Liga und kämpft mit enormen finanziellen Schwierigkeiten. Ohne die finanzielle Unterstützung von Vizepräsident Günter Pilarsky wären beim Verein sicherlich schon längst die Lichter ausgegangen. So gibt es sogenannte Besserungsscheine, mit denen Herr Pilarsky dem KSC mehrfach hohe Beträge „geschenkt“ hat und diese erst wieder einfordern kann, wenn der Verein ein positives wirtschaftliches Ergebnis vorweisen kann. Dieses Geld – wir reden hier von mehreren Millionen Euro – erscheint so in keiner Bilanz und wird daher in der Lizensierung nicht berücksichtigt. Hier und in vielen anderen Punkten fordern die Mitglieder mehr Transparenz und einige befürchten diesbezüglich Vertuschung und Klüngelei.

Auch in der Stadionfrage gab es heftige Diskussionen, da der Vorstand die Zustimmung der Mitglieder benötigte, um der Stadt ein Kompromiss unterbreiten zu können, der die Entscheidung für den Bau eines neuen Stadions endlich Wirklichkeit werden lassen kann. Den Bau des ViP-Parkhauses für ca. 8 Millionen Euro möchte der KSC in Eigenregie durchführen und so den Staatssäckel entlasten und die Stadträte zu einer positiven Abstimmung zu bewegen. Manches Mitglied fühlte sich von dieser Entscheidungsforderung überrumpelt und es kam zu lauten Protesten. Am Ende – nach langer Erklärung durch den Präsidenten - stimmte aber doch die Mehrheit der Mitglieder für solch einen Entwurf und siehe da konnte der KSC den Gemeinderat im Nachhinein einen Tag später überzeugen und dieser stimmte für den Bau eines neuen Stadions! Hier hat sich Ingo Wellenreuther selbst ein Denkmal gesetzt, das für Jahrzehnte noch an ihn zurückdenken lässt. Die These, dass der Verein nur von Jahr zu Jahr denken würde, wie von einigen Teilen der Fanszene behauptet, ist damit eindeutig wiederlegt.

Weiter wurde wiederlegt, dass der Jugendtrainer Lukas Kwasniok aufgrund der „Übermacht des Präsidenten“ den Verein verlassen hat. Vielmehr war es so, dass es aufgrund gravierenden Fehlverhaltens des ambitionierten Fußballlehrers keine andere Wahl für das Präsidium gab, als diese arbeitsrechtliche Notbremse zu ziehen. Auch die überraschende Vertragsbeendigung des Geschäftsführers Helmut Sandrock, der nur knapp ein Jahr vorher beim KSC anfing, ist nicht darauf zurückzuführen, dass der „Sonnenkönig (Internetbetitelung für Herrn Wellenreuther) einen Machtverlust befürchtete“, sondern einfach die Entscheidung des Herrn Sandrock war. Weiter wurde die Abmeldung der zweiten Mannschaft genau erklärt und der jährliche Mehraufwand von 800.000 € im momentanen Zustand des Vereins als nicht machbar begründet.

 

Es ist eigentlich sehr schade, dass die Unstimmigkeiten, die es zwischen den „Supporters“ und dem Präsidium und einigen Mitgliedern gab, erst über die Öffentlichkeit kolportiert werden mussten. Viel ratsamer für den Verein und das Umfeld wäre es wohl, wenn alle Beteiligten direkt miteinander reden würden und nicht erst im Internet hetzen und über die Medien Unwahrheiten verbreiten würden. Aber auch das Präsidium kann sich nicht nur auf die Holschuld der Mitglieder berufen, sondern ist zu mehr Transparenz verpflichtet. Per Mail an die Mitglieder kann man im Vorfeld viele Fragen und Unstimmigkeiten aus dem Weg räumen, aber dafür muss man auch die Kritik und Nachrichten der Mitglieder lesen und ernst nehmen. Denn auch der Verwaltungsrat hat beanstandet, dass gewisse Informationen nicht im gewünschten Maße fließen würden.

 

Um kurz vor 23 Uhr verließ ich dann die Mitgliederversammlung nach viereinhalb Stunden vor deren Ende, weil ich am nächsten Morgen um vier wieder zur Arbeit musste.

 

Wir können auf eine interessante und unterhaltsame Mitgliederversammlung zurückblicken, die zwar etwas zeitintensiv war und in manchen Teilen hätte kürzer ausfallen können, aber dem Verständnis der Mitglieder sicherlich förderlich war. Ich kann nur jedem Vereinsinteressierten empfehlen Mitglied zu werden und der nächsten MGV beizuwohnen. Hier hat man ein Mitspracherecht und erfährt Details über den Verein, ohne auf fragwürdige Quellen zurückgreifen zu müssen!

 

28.10.2018