Pyroshow im Wildpark

 

Hier sah alles noch ganz friedlich aus. Der Sepp mit seinem ersten Stadionbier im neuen Wildpark. Alle warten gespannt auf den Anpfiff und lassen sich derweil lautstark beschallen und bespaßen. Gleich kann´s los gehen! Das letzte Heimspiel vor der langen Winterpause findet gegen den FC St. Pauli vor über 21.000 Zuschauern im noch nicht ganz fertigen Wildpark statt.

 

Leider konnte ich die Fotos von diesem Ereignis nur mit meinerm Handy machen, da am Eingang mein kleiner Rucksack mit der extra mitgebrachten Kamera vorsichtshalber einbehalten wurde. Viel zu groß ist die Gefahr, dass ein über 50-jähriger Zuschauer zum Risiko für die Veranstaltung wird, weil er verbotene Gegenstände mit ins Stadion bringt. Sicherheit geht eben vor! Das verstehe ich zu gut. Bei einem Hochrisikospiel wie diesem, muss jeder einsehen, dass da knüppelhart kontrolliert wird.

 

 

 

Mit einer spektakulären Choreo wollten die Ultras auf ihren Geburtstag aufmerksam machen. 2002 wurde die Gruppierung "Rheinfire" gegründet. Es war also an der Zeit mit etwas Rauch den Freudentag zu feiern. Eine kleine Geldstrafe für den Verein wird man zu diesem Zeitpunkt wohl schon eingeplant haben, denn Pyro im Block ist eben verboten.

 

 

 

Dass so ein runder Geburtstag auch wirklich ausreichend gefeiert werden muss, ist wohl jedem klar. Und mir fiel bei dieser Gelegenheit mein eigener 20. Geburtstag ein, bei dem auch so manches aus dem Ruder lief. Gut, dass es damals noch kein Facebook und ähnliches gab. Sonst wüsste heute noch jeder, was da so alles passiert ist.

 

Es wurde also am letzten Spieltag 2022 kräftig geballert und jede Menge Rauch kam zum Einsatz. Ist ja schließlich kein Kindergeburtstag.

 

 

 

Die Mannschaften waren schon bereit für den Anpfiff, als Schiedsrichter Florian Lechner aufgrund der Rauchentwicklung mit dem Anpfiff lieber noch einen Moment warten wollte. Zwar war das Stadiondach zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett eingebaut und es gab noch eine Lücke für besseren Rauchabzug, aber schnell war absehbar, dass diese kleine Lücke bei Weitem nicht ausreichen würde, um dieses Spektakel schnell zu beheben.

 

 

 

Noch war keinem klar, was hier in den nächsten Minuten alles passieren wird. Oder besser gesagt, was nicht passieren sollte. Aber man konnte jetzt schon erahnen, dass diese Aktion den Verein teuer zu stehen kommen wird. Ich kann mich nicht erinnern, eine vergleichbare Menge an Rauch und Bengalos in meiner 40-jährigen Wildparkzeit erlebt zu haben.

 

 

 

Anders als beim alten Wildparkstadion, wo der Rauch relativ schnell abziehen konnte, da große Teile nicht überdacht waren, wurde nun der Rauch immer mehr ins Stadioninnere gedrückt. An einen Anpfiff der Begegnung konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mal mehr gedacht werden. Würde der Schiedsrichter die Begegnung abbrechen, bevor sie überhaupt begonnen hat?

 

 

 

Mir stellt sich bei dieser Gelegenheit die Frage, warum ich vor jedem Spiel ewig am Eingang anstehen muss, weil jeder Zuschauer gefilzt, jede Tasche durchsucht und jeder verdächtige Gegenstand konfisziert wird. Mir ist bekannt, dass Rauchfackeln und Bengalos gut zu verstecken sind. Aber wenn es möglich ist, dass eine solche Anzahl von unerlaubten Gegenständen in den Fanblock gerät, kann wohl getrost auf die leidige Leibesvisitation verzichtet werden.

 

 

 

 

Und dann war irgendwann überhaupt nichts mehr zu sehen! Über 15 Minuten dauerte es, bis der Rauch endlich soweit abgezogen war, dass das Spiel angepfiffen werden konnte. Bei dieser Aktion kam es dann leider auch zu 15 Verletzten, die mit Atemwegsbeschwerden behandelt werden mussten! Sowas ist natürlich nicht tragbar und der KSC distanzierte sich wenige Tage nach diesen Vorfällen von der Aktion der Ultras. Selbst diese sahen sich veranlasst, ein Entschuldigungsschreiben aufzusetzen und gelobten Besserung. 

 

Das Spiel endete übrigens 4:4 und wurde aufgrund einer fünfminütigen Spielunterbrechung aus dem Keller in Köln dann insgesamt fast eine halbe Stunde später abgepfiffen, als die anderen Begegnungen. Diese fanden wegen der Winterpause alle Zeitgleich statt. 

 

Am Ende kostete diese Aktion den Verein "nur" 50.000 €, weil man dem DFB glaubhaft versichern konnte, dass durch diverse Veränderungen in der Einlasskontrolle solche Missstände nicht noch einmal vorkommen werden.

 

 

28. November 2022