Wenn es mir von der Arbeit her möglich ist, dann gehe ich jedes Jahr auf das in Kehl-Sundheim stattfindende Flugfest. Die Kehler Flugtage sind ein ganz besonderer Treffpunkt, der jedes Mal an Fronleichnam beginnt und bis Sonntag mit tollen Flugshows, Fallschirmspringern, Rundflügen und vielen weiteren Attraktionen zahlreiche Zuschauer anlockt.
Dieses Jahr wollte ich einfach nur mal hin radeln, ein bisschen schauen und was leckeres essen. Man muss nämlich wissen, dass die Organisatoren dieses Festes darum bemüht sind, für jeden Geschmack etwas zu bieten. Außerdem ist der Ablauf generalstabsmäßig durchgeplant, sodass der Gast sich einfach hinsetzen kann und nur wenige Minuten auf eine Bedienung warten muss.
An dieser Stelle möchte ich einmal allen Beteiligten ein großes Lob aussprechen und mich für die perfekte Organisation bedanken! So konnte ich dieses Mal leckeres Zwiebelfleisch mit Pommes genießen und durfte mich an einem kühlen Getränk erfreuen.
Gleich beim Eingang zum Fest waren dieses Jahr Soldaten der Bundeswehr anzutreffen, die mit schwerem Gefährt Groß und Klein zum Staunen einluden. Auch ich durfte mir den Kopf in einem der engen Fahrzeuge anstoßen, was wohl mehreren Leuten passierte. Man muss schon ein paar Tricks drauf haben, um unversehrt in die mit Technik beladenen Fahrzeuge zu steigen.
Ein informationswilliger Soldat, der mir sehr viel über seinen Einsatz in der Wüste erzählen konnte, führte ein langes und intensives Gespräch mit mir. Ein Gespräch, das mir bestimmt noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
Stefan war sein Name und er hat schon mehrere Auslandseinsätze erlebt. Ich war fasziniert, wie nachvollziehbar er mir von seinen Erlebnissen erzählt hat. Zumindest das, was er mir erzählen durfte. Zum Beispiel, dass er als ein anderer Mensch aus seinen Einsätzen zurückgekommen ist und eine große Demut gegenüber Dingen mit nach Hause brachte, über die wir uns hier gar keine Gedanken machen. Er erzählte mir, dass eine zweiminütige Dusche dort purer Luxus ist und die Einheimischen es nie verstehen würden, wie leichtfertig wir zum Beispiel das Wasser verschwenden, das für sie Überleben bedeutet.
Die Wachsamkeit, mit der er in Sekunden entscheiden musste, ob der ihm entgegenkommende Motorradfahrer mit MG nun eine Lebensgefahr für ihn darstellt, oder ob er diesen einfach passieren lassen soll, darf auch in der Routine nicht verloren gehen. Und ich sah einen Menschen, der fernab von dem luxusverwöhnten Dauerkonsumenten meinen Tag und mein Denken um eine gehörige Portion Demut bereichert hat!
Auch sonst waren die Flugtage für mich dieses Jahr ziemlich überraschend. Ein französischer Kampfjet überflog gegen 16 Uhr das Areal und so mancher war an dem zuvor verteilten Gehörschutz recht froh. Ich war erstaunt, mit welcher Begeisterung die Menschen dieses kraftvolle Kampfgerät bewunderten. Es erinnerte mich an meine Zeit in den 80er Jahren, als die Kanadischen Senkrechtstarter die Schallmauer durchbrachen und musste entsetzt feststellen, dass wir uns wieder sehr nah an diese Zeiten des kalten Krieges herangearbeitet haben. Wollen wir hoffen, dass es diesmal wieder gut ausgeht.
Wir durften tolle Fallschirmformationen bewundern, die die deutsch-französische Freundschaft hervorhoben. Man konnte zuschauen, wie die großen Fallschirme wieder akkurat zusammengefaltet und für den nächsten Sprung bereitgestellt wurden.
Am Eisstand bildete sich ob der sommerlichen Temperaturen eine lange Schlange und trotz der teilweise schon kräftigen Hitze blieben die Leute doch freundlich und rücksichtsvoll. Kinder staunten über Segelflieger mit akrobatischen Flugeinlagen und viele Kameras und teure Objektive wurden gen Himmel gerichtet.
Und so durfte ich auch dieses Jahr wieder ein tolles Fest mit vielen spannenden Begegnungen erleben und freue mich schon auf die Flugtage im nächsten Jahr. Sicherlich wieder bestens organisiert und perfekt vorbereitet.
22. Juni 2025