Leider tritt beim KSC auch nach der MGV im Dezember letzten Jahres keine Ruhe ein. Im Gegenteil! Der Mitgliederrat stellte einen Antrag auf Abwahl des Vizepräsidenten. Dieter Gläser, der Vorsitzende des Mitgliederrates hat noch vor zwei Monaten bei der ordentlichen Versammlung die Mitglieder zum Zusammenhalt und zur Vernunft aufgerufen. Diesmal aber klangen seine Worte anders. In dieser virtuellen, außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde Vizepräsident Martin Müller von seinem Amt abberufen.
Die Mitglieder stimmten folgendermaßen ab:
Mitglieder online | 3.246 | 100 % |
für die Abberufung | 1.640 | 50 % |
gegen die Abberufung | 1.055 | 33 % |
keine Meinung | 154 | 5 % |
keine Stimme abgegeben | 397 | 12 % |
Von den 14.500 KSC-Mitgliedern waren 3.246 bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung online.
Der KSC hat mittlerweile 14.500 Mitglieder. Warum bei einer solch wichtigen MGV nicht mal ein Viertel der stimmberechtigten Mitglieder von seinem Wahlrecht Gebrauch machte, kann damit zusammenhängen, dass die Versammlung nur virtuell stattgefunden hat und so der ältere Teil des KSC-Souverän gar nicht die Möglichkeit hatte, an der Versammlung teilzunehmen.
Warum bei der Versammlung 12 % gar keine Stimme abgegeben haben, ist auch schwer nachvollziehbar. In einschlägigen Internetforen habe ich gelesen, dass einige Mitglieder Schwierigkeiten bei der Abstimmung hatten. Dies wird aber nicht weiter thematisiert. Es wird aber darüber berichtet, dass 61% für die Entlassung von Müller waren. Rechnerisch richtig, wenn man diesen Aspekt außer Acht lässt.
Auslöser dieses ganzen Streites im Präsidium war die Entlassung des Geschäftsführers Sport Oliver Kreuzer am 1. April 2023. Der Ablauf und die Begründung für die Freistellung des Sportdirektors verärgerte Müller dermaßen, dass er diverse Fehler, die dabei vorgefallen waren, an die Medien weiterleitete. Und genau dies wurde ihm nun zum Verhängnis. Es wird ihm vorgeworfen, Interna an die Öffentlichkeit getragen zu haben. Dieses Recht habe aber nur der Präsident selbst, so Siegmund-Schultze. Bisher wusste von diesem neuen Gesetz beim KSC niemand. Müller hingegen begründet sein Vorgehen so, dass er keine andere Möglichkeit sah, diesen Missstand aufzudecken und um weitere gravierende Fehler beim KSC in Zukunft zu vermeiden. Die Entlassung von Kreuzer wird den Verein immerhin mindestens 750.000 € kosten.
Während die Supporters den Abgang von Müller ebenso forcierten, wie der Geschäftsführer Becker, sowie der Vorsitzende des Mitgliederrates, Dieter Gläser, war lediglich der zweite Vizepräsident, Günter Pilarsky durchaus gewillt, weiterhin mit Müller zusammenzuarbeiten. Somit haben die zwei wichtigsten Geldgeber des KSC zusammengehalten, was aber nicht für eine Mehrheit reichte. Ebenso wie bei der Freistellung von Oliver Kreuzer.
Müller war immer wieder negativ aufgefallen, weil er Missstände ansprach und eben sehr unbequem vor allen Dingen für Sigmund-Schultze war. Er musste also weg! Und dafür reichten offensichtlich ein paar Vorwürfe, die bis heute nicht bewiesen werden konnten. Mehrfach hatte Müller bei der aoMGV darum gebeten, ihm genaue Personen und Zeitpunkt zu nennen, wann er die ihm vorgeworfenen Interna verbreitet haben solle. Dieser Bitte konnte niemand entsprechen.
Und so hat man sich dann wohl zusammengetan, diesen ungemütlichen Kritiker in eigenen Reihen loszuwerden und soziale Netzwerke, sowie den Dachverband der Fanorganisationen genutzt, um sein Ziel zu erreichen. Ob dies nun auch endlich den finanziellen Erfolg des Vereins bringen wird, bleibt abzuwarten. Ich gehe davon aus, dass es schwierig sein wird, einen solch finanzstarken Unterstützer des KSC zu kompensieren. Auch wenn Müller nicht einfach seine Aktien wieder an den Verein verkaufen kann, wird mit ihm ein wichtiger Kreditgeber bei künftigen Vorhaben fehlen. Hier scheint man sich mit dem neuen Stadion zu sicher zu sein.
Immerhin fällt Müller mit seiner Entlassung sein eigenes Handeln auf die Füße. Beim erzwungenen Rücktritt von Ingo Wellenreuther als Präsident im Jahr 2020 war Martin Müller auch maßgeblich daran beteiligt, dass der damalige Präsident die drohende Insolvenz mit den 6 Millionen Euro, die für seinen Rücktritt geboten wurden, abgewendet hat. Auch die Supporters haben damals gewaltig Stimmung gegen Wellenreuther gemacht. Ich erinnere hier nur an die "Ingo raus!"-Aufkleber. Diesmal war "AusGEMüllert" die Devise.
Hätten sich mal die Mitglieder bei der Versammlung letzten Dezember nicht dazu überreden lassen, die vorgesehene Abstimmung auszusetzen, wäre dies wahrscheinlich anders für Martin Müller ausgegangen. Aber damals wurde ich noch vom Freundeskreis mit Unverständnis honoriert, als ich ihnen sagte, dass man die Abstimmung über die Abwahl von Müller doch hätte durchführen sollen. Ich gehe davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt ein völlig anderes Ergebnis erfolgt wäre.
Mir gefällt diese Vorgehensweise beim KSC überhaupt nicht! Und mir drängt sich immer mehr der Verdacht auf, dass ein kritikunfähiger Präsident Siegmund-Schultze und ein immer dominanter werdender Geschäftsführer Becker sich zu Alleinentscheidern im Verein entwickeln und unangenehme Mitstreiter nach und nach aussortieren wollen. Schade, dass ein Teil der Mitglieder dies nicht durchschauen.
4. März 2024